Besuch beim Weidevogel

10.01.2022 , BioDepot | Janine Schwienke

Ein Besuch bei Pascal Baron von Weidevogel, der uns seine Mädels vorstellte und uns mit viel frischem Grün für die Augen und den Gaumen verwöhnte.

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Hallo zusammen, wir sind heute mal unterwegs, um uns einen Eindruck zu verschaffen, wie Hühner und Salat in Symbiose zusammenarbeiten. Wir statten Pascal Baron – dem „Weidevogel“ aus der Pfalz einen Besuch ab. Pascal kennen wir schon vom Wochenmarkt in der Nordweststadt von Karlsruhe. Und wenn man sich da nicht morgens beeilt, sind die Eier bald ausverkauft und die Salate auch. Für frische Eier aus der Region von glücklichen Hühnern hüpfe auch ich samstags morgens gerne früh aus dem Bett.

Was mich an Pascal begeistert sind die Geschichten, wie es seinen Mädels auf der Wiese so geht und was die ganz jungen Küken so machen. Er erzählt über Hühner, die im jungen Alter noch nicht so viele Eier legen, aber mit dem Alter immer besser ins Training kommen. Oder von den Salaten, die am frühen Morgen sogar noch auf dem Feld standen. Ich habe die Salate vor meinem inneren Auge förmlich wachsen sehen.

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Deshalb freut es unser ganzes Team, dass wir Pascal auch für die Idee des BioDepots begeistern können. Beim ersten Treffen war er schon mit dabei. Und daraus hat sich ganz schnell auch ein Besuch bei ihm auf dem Feld und bei seinen gefiederten Mädels ergeben. Wir sind gespannt, wie es bei denen so zugeht.

Zusammen mit Sandra ging es eines kalten Dezembertages nach Winden in der Pfalz. Zwischen den Ortschaften, auf den freien Feldern, ragt eine kleine Tunnellandschaft auf. Langsam fahren wir über den Feldweg und beim Aussteigen hören wir die Hühner schon gackern. Es waren vorher regnerische Tage und es macht absolut Sinn, die Gummistiefel mitzunehmen. Sandra hat dran gedacht…und ich 🤷‍♀️ …darf später Schuhe putzen.
Pascal begrüßt uns in einem der hinteren Tunnel und der Anblick nach innen lässt unser Herz leuchten. Salat und Gemüse soweit das Auge reicht. Und so grün und saftig wie sie da stehen. Pascal zeigt uns stolz seinen neuesten Tunnel. Den hat er sich erst letztes Jahr zugelegt. Der Vorteil: der neue Tunnel ist besser temperier- und belüftbar, was ihm ermöglichen sollte, die Saison nach vorne und hinten zu verlängern bzw. ganzjährig Salat anzubieten.

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Doch zunächst fragen wir ihn nach seinem Werdegang. Vor ein paar Jahren war er noch im Vertrieb für ein weltweit agierendes Internetunternehmen zuständig, So richtig auf das Thema gesunde Ernährung ist er gekommen, als er in einer beruflichen Auszeit sich das erste Mal gefragt hat, was er da eigentlich zu sich nimmt. Da gab es viele Inspirationen aus dem Internet. Doch am meisten haben ihm die beiden Hühner, die in seinem kleinen Garten in der Neubauhaussiedlung den ganzen Tag im Garten gescharrt haben, gezeigt, worauf es ankommt. Aus 2 Hühnern wurden dann vor 2 Jahren schnell mehrere hundert, denn die Leidenschaft hat ihn gepackt. Frische Eier von glücklichen Hühnern, die in Mobilställen wohnen, jeden Tag frisches Gras und natürliches Futter fressen dürfen und deren Stall jeden Tag ein paar Meter weiter rutscht. Wow, das ist Hühnercamping vom Feinsten.

Jetzt im Winter sind die Hennen im Folientunnel, da der Boden zu feucht und matschig ist, um die Ställe zu verschieben. Außerdem ist es sicherer, im Falle von starken Stürmen. Und der Wiese gibt es Zeit zur Regeneration.

Mehrere Herden hat er mit max. 200 Hennen pro Herde. Seine Damen haben übrigens mehr Platz, als es die Gesetzeslage vorsieht. Aber das ist den Hühnern total wurscht. Am Ende des Tages kuscheln sie sich alle so zusammen, dass kein Blatt mehr dazwischen passt. Übrigens erreichen die Hühner bei Pascal ein biblisches Legehennen-Alter von ca. drei Jahren. In der konventionellen Hühnerhaltung werden sie meist nicht älter als ein Jahr. 

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Mit ein paar Hühnern hat es angefangen, und 2 ha Land inmitten der Pfälzer Felder bei Winden. Schnell kam zu den gefiederten Mädels noch der Salat hinzu, denn der Mensch lebt ja nicht vom Ei allein.

Von der Uni Landau lässt er gerade Bodenproben analysieren. Das Ergebnis steht noch aus, und auch wir sind gespannt, was rauskommt. Von einem Permakulturexperten hat er außerdem gelernt, dass seine Art der Bewirtschaftung ca. 40-60 Tonnen CO² pro Jahr einsparen kann.

Und was gibt es Leckeres bei Pascal neben den Eiern? Kopfsalat, Salanova-Salate, Spinat, Salatmix, Lauch, Knoblauch, Möhren und Rote Bete - und die ganz Kleinen auch noch – Microgreens von Sonnenblumen bis scharfem Rettich in vielerlei Auswahl – sehr lecker, knackig und mega-gesund. Und zwischen den Salaten wachsen Pilze. Sie sind zwar genießbar, aber nicht besonders schmackhaft, aber sie geben dem Boden die entsprechenden Nährstoffe, die zum Gedeihen der Salate relevant sind. Hübsch sind sie auf jeden Fall.

Und damit nicht genug. Er arbeitet in echter Kreislaufwirtschaft. Da ist Pascal ein Skaliermeister. Wo in diesem Jahr die Hühner so ordentlich die Wiese düngen, wächst im nächsten Jahr dann der Salat. Genau abgemessen, damit die Tunnel dann auch auf die Bereiche passen, wo jetzt noch die Hühner gackern und ka…🤭. Dazu nutzt er Einstreu aus Lein, was sich mit dem Hühnerdung vermischt und dann zu bestem Humus zersetzt wird und ausreichend Stickstoff für den Boden liefert. Und so langsam nach den Jahren gesundet der Boden immer mehr. Haben ihm anfängliche Fehler einen Rückschlag gegeben, lernt er mit jedem Tag immer weiter dazu. Zum Beispiel hatte der Kompost, den er zugekauft hatte, einen viel zu hohen Holzanteil. Aber er verzweifelt daran nicht, sondern findet Lösungen, seinen Salat darauf zur Ernte zu bringen. Dafür helfen ihm auch Infos von Experten aus dem Bereich der Permakultur, an denen er sich in vielerlei Hinsicht orientieren möchte. Und wer weiß, vielleicht klappt es demnächst mit dem Pferdedung vom benachbarten Gestüt. Pascal sieht es gelassen. Er testet aus, experimentiert, versucht neues. Ohne Zwang, ohne Druck und ohne Perfektionismus. Er will nicht alles auf einmal, sondern wächst mit jedem kleinen Schritt.

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Und immer wieder überrascht er uns mit neuen Ansätzen, die nicht auf Profit aus sind, sondern das große Ganze sehen. Er möchte die gesamte Wertschöpfungskette abdecken. Deshalb bestellt er sich den Salat als Saatgut in Lehmkugeln, lässt ihn bei sich keimen und setzt sie dann als Jungpflanze in den Boden. Er möchte sehen, wie seine Pflanzen wachsen. Es geht ihm nicht um den Profit, sondern um einen gesunden Umgang mit den Tieren und Pflanzen.

Zum Schluss unseres Besuches geht es nun endlich zu den Hühnern. Die kleinen Eierlieferantinnen begrüßen uns ganz aufgeregt und drängen sich direkt um uns. Wie witzig, sie haben überhaupt keine Angst. 

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Ich nutze die Gelegenheit und darf die 12 Eier in der Legebox für mich ablesen. Im Nachbarstall bei den etwas älteren Damen stolziert sogar ein Hahn dazwischen. In dieser Konstellation geht es auch den Hühnern noch besser, um ein harmonisches Hühnerleben zu leben.

Oh Mann, „das sind die Städter“ wird sich jetzt manch einer denken. Freut sich wie ein Schneekönig übers Eier ablesen. Ja, ich will die verschiedenen Welten verstehen, und deshalb macht es unendlich Spaß von Pascal und all den anderen Landwirt:innen zu lernen.

Und deshalb können auch wir uns vorstellen, zusammen mit Pascal und den anderen Landwirt:innen in der Zukunft Hof- und Feldfeste zu veranstalten, um ganz nah am Produzenten zu sein. Wir hoffen ja, dass das bald wieder unbeschwert möglich ist. 

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Wie geht es bei Pascal im Jahr 2022 weiter? Für das BioDepot zeigt er großes Interesse, und wir freuen uns riesig, dass er beim letzten Netzwerktreffen auch uns signalisiert hat, dass er bei der Entwicklung uns eng verbunden bleibt und vielleicht sogar mit seinen Bereichen unterstützt. Für das BioDepot kann er sich vorstellen, Salat zu liefern. Weil er sich zukünftig auch an weiteren Gemüsesorten versuchen möchte, freuen auch wir uns, vielleicht noch größere Vielfalt vom Weidevogel zu erhalten. Wir werden berichten.

Und bei Pascal auf dem Feld soll es auch wachsen. Dafür plant er für dieses Jahr zwei Mitarbeiter:innen einzustellen, die im Gartenbau gelernt haben und mit denen dann gemeinsam und idealerweise intuitiv die Arbeit von der Hand geht. Pascal weiß jetzt schon, dass die Suche nach geeignetem Fachpersonal nicht so einfach ist. Da wünschen wir uns vom BioDepot eben auch diesen Austausch, um uns gegenseitig zu unterstützen. Also dann, wer jemanden kennt, kann sich gerne bei uns melden. Wir vermitteln gerne.

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Der eisige Wind weht uns Städtern ganz schön um die Nase und wir sind bei weitem nicht so abgehärtet wie Pascal. Deshalb werden wir uns jetzt aufmachen und unsere neuen Eindrücke – und die 4 Packungen Eier sicher nach Hause bringen, damit wir sie hier im Blog für alle konservieren können. Die Eindrücke habt ihr ja schon gelesen, und was ich mit den Eiern mache? Zum Beispiel süßes Rührei – probiere es doch auch mal. Einfach die Rühreier (ohne Salz) in der Pfanne verrühren und zum Schluss noch Bananenstückchen mitbraten und etwas Honig drüber verteilen. Klingt total komisch, ist aber saulecker. Ein Top-Frühstück 😋. Und das nächste Mal probiere ich es auch mal mit Äpfeln, Birnen oder anderem Obst - ☝ aus der Region.

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